Fasnacht gab es schon lange in Lahr. Bereits im Mittelalter streiften sagenumwobene Gestalten um den Storchenturm, das Wahrzeichen von Lahr, herum. Im 19. Jahrhundert war die Zeit der Vereinsgründungen. Hauptsächlich hielten diese Bälle und Saalveranstaltungen ab. Dies waren aber immer geschlossenen Zirkel.

Die Lahrer Fasent entwickelte sich aus der Kriz-Gaß, der heutigen Gärtnerstraße. Aus Aufzeichnungen im Stadtarchiv ist bekannt, dass noch vor dem ersten Weltkrieg die Kri-Ga-Ge (Kriz-Gaß-Gesellschaft) Umzüge und Bälle veranstaltete und auch das Narrenbaumstellen von Ihr vollzogen wurde. Die 1830 gegründete Lahrer Bürgermiliz unterstützte sie dabei. Im Rappensaal - am heutigen Urteilsplatz - wurden die Saalveranstaltungen unter Einbezug und Mitwirkung der Bevölkerung zelebriert. Später wurden diese in die Stadthalle verlegt. Seit dem Umbau der Stadthalle in den achtziger Jahren ist diese für solche Veranstaltungen leider nicht mehr geeignet.

 

In den 30er Jahren des vorherigen Millenniums wurde die „Lahrer Fasentzunft“ gegründet. Diese war auch Mitbegründer des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte. Als Symbolfigur der Lahrer Fasnacht wurde das Häs des Grusilochzottli entworfen. Damals wurden an dem Häs anstelle von Glöckchen Walnussschalen mit einem Kirschstein oder einer getrockneten Erbse darin angenäht. Als „Handwerkszeug“ diente am Anfang eine „Saublodere“.

Der zweite Weltkrieg setzte in Lahr, wie auch im ganzen Land, der Fasnacht ein jähes Ende. Nach dem Zusammenbruch des dritten Reiches und der Währungsreform belebte sich das Fasnachtsgeschehen in Lahr neu. Besonders der Büchsenmachermeister Heinrich Malecki, genannt der Raketen-Heiner, und einige Mitstreiter belebten das Kostüm des
Grusilochzottli neu. Ebenso wurde das von Hans Bauer gedichtete und vom damaligen Leiter der Stadtkapelle, Paul Wäldin, vertonte Grusilochzottli-Lied gesungen. Sogar der Lahrer Fasnachtsruf erschallte wieder. Er ist aus der französischen Revolution entstanden. Die Lahrer hatten mit dieser Revolution geliebäugelt und Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Marktplatz sogar die Carmagnole getanzt. Dazu riefen sie „ca ira!“, was so viel heißt wie „so geht’s“. Daraus wurde dann verballhornt „Seirassa“!

Am 09./10. Februar 1952 wurde in Lahr der 4. Badische Narrentag ausgerichtet. Mit viel Idealismus und Engagement wurde dieser Narrentag vorbereitet und durchgeführt. Leider trug der wirtschaftliche Erfolg der Veranstaltung dem Engagement der Aktiven nicht Rechnung. Der damalige Zunftmeister Heiner Malecki trug persönlich die Last der Veranstaltung.

Im Spätjahr 1953 entschlossen sich einige Mitglieder der Lahrer Fasentzunft ein neues Häs, die Lahrer Hexengilde, zu gründen. Unter dem Dach der Lahrer Fasentzunft feierte man zusammen in Lahr die Fasnacht. Durch den Tod des damaligen Zunftmeisters Heiner Malecki verloren die Lahrer Narren einen Mann, der es bis 1956 immer wieder verstand, die „Lahrer Fasnacht“ zu aktivieren. Nach Zwistigkeiten mit der Führung der Lahrer Fasnachtszunft, machte sich die Lahrer Hexengilde 1966 selbstständig und führte seither den Namen „Lahrer Hexen“.

Nach dem plötzlichen Tod von Heiner Malecki brauchte man in Lahr wieder einige Jahre, um offiziell wieder Fasnacht zu feiern. Niemand konnte sich aufraffen, das Erbe des Heiner Malecki anzutreten. Dass die Lahrer schon in früheren Zeiten ein fortschrittliches Volk waren, kann man daran erkennen, dass 1961 eine Frau die Nachfolge von Heiner Malecki antrat. Anni Döbler wurde Zunftmeisterin der NZ Grusilochzottli, der Nachfolgeorganisation der Lahrer Fasnachtszunft.

 

In den sechziger und siebziger Jahren fanden sich Fasnachtsfreunde zusammen und gründeten neue Vereine, die zum Teil als Splittergruppen aus bestehenden Zünften hervorgingen! Anfang der achtziger Jahre hatte man den Gedanken, in Lahr der Fasnacht wieder etwas Auftrieb geben zu wollen. Die Narrenzunft Grusilochzottli, die Lahrer Hexen und die Narro-Gruppe Lahr hatten sich zu einer Zusammenarbeit entschlossen. Unter dem Motto: „Einigkeit macht stark“ wollten sie gemeinsam der Lahrer Bevölkerung einen großen Fasnachtsumzug präsentieren. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, denn die Zusammenarbeit hatte sehr gut funktioniert.

1983 wurde dann die Lahrer Narrenzunft e.V. mit den Gruppierungen Grusilochzottli (Zunftvogt Klaus Dieterle), Lahrer Hexen (Zunftvogt Irene Sabato) und Narro-Gruppe (Zunftvogt Hans Haut) gegründet. Erster Oberzunftmeister der Lahrer Narrenzunft war Klaus Dieterle. Noch im gleichen Jahr kamen die Lahrer Korkenzieher hinzu. Nun bestand die Lahrer Narrenzunft aus 4 Zünften. Im Jahr 1984 stießen auch noch die Schärmies aus dem Stadtteil Mietersheim an. Trotz mühseliger Verhandlungen und Gespräche konnten oder wollten sich die Lahrer Feuerteufel nicht an der Gemeinsamkeit beteiligen. Im Jahre 1986 übernahm Stefan Groß das Amt des Zunftvogts bei den Lahrer Korkenziehern. Er war seit 1989 auch Umzugsleiter der Lahrer Narrenzunft.

Aus dem Fanfarenzug der Narro-Gruppe unter Leitung von Thomas Steinhausen und dem Spielmannszug der Grusilochzottli unter der Leitung von Otto Marrek wurde 1984 der Spielmanns- und Fanfarenzug der Lahrer Narrenzunft. Mit dieser geballten Formation von fünf Zünften konnte man sich um die Ausrichtung des 17. Narrentages des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte 1987 bewerben. Nach zweijähriger Vorbereitungs- und Organisationsarbeit konnte am 06.-08. Februar 1987 der Narrentag in Lahr gefeiert werden. Zum 2. Mal hatte man die Zünfte des Verbandes als Gäste in Lahr. Durch unvorhersehbare Umstände wurde den Mühen der Verantwortlichen um Oberzunftmeister Klaus Dieterle in wirtschaftlicher Hinsicht keine Rechnung getragen. Die Lahrer Narrenzunft hatte noch einige Jahre an den Folgen des Narrentages zu kauen. Trotz alledem wurden in den folgenden Jahren schöne Zunftabende und Umzüge veranstaltet. 1989 verließen die Schärmies Mietersheim die Lahrer Narrenzunft und wurden wieder selbstständig. Der freundschaftliche Kontakt ist aber bis zum heutigen Tag nicht abgebrochen.

Im Jahr 1990 übernahm Johannes Ruf das Amt des Zunftvogtes der Narro-Gruppe. Ein Jahr später wurde er zum Nachfolger von Hans Haut als Zunftmeister der Lahrer Narrenzunft gewählt. Der Spielmanns- und Fanfarenzug der Lahrer Narrenzunft löste sich im Jahr 1993 mangels Musikern auf. Unter der Stabführung von Ralph Jörger wurde der Fanfarenzug 1996 wieder neu ins Leben gerufen. Von 2009 bis zur Auflösung des FFZ im Sommer 2015 stand dem FFZ Alexandra Marrek als musikalische Leiterin vor. Der Oberzunftmeister Klaus Dieterle musste aus gesundheitlichen Gründen seine Ämter, Oberzunftmeister der Lahrer Narrenzunft und Zunftvogt der NZ Grusilochzottli, in den jeweiligen Jahreshauptversammlungen 1994 zur Verfügung stellen. Er wurde in der Versammlung zum 1. Ehrenoberzunftmeister der Lahrer Narrenzunft ernannt. Seine Nachfolge trat der bisherige Schatzmeister der Lahrer Narrenzunft Udo Marrek an. Als neue Schatzmeisterin rückte Maria Ruf auf. Das Amt des Zunftvogtes innerhalb der Grusilochzottli übernahm Gerlinde Zielke. Nach mehreren Zunftvogtwechseln bei den Lahrer Hexen, zeichnete sich 1998 eine Trennung dieser Gruppe aus der Lahrer Narrenzunft ab. 

Um der Lahrer Bevölkerung zu demonstrieren, dass Narren auch etwas gemeinsam unternehmen können, kamen alle Fasnachtszünfte aus der Kernstadt auf Einladung der Lahrer Narrenzunft zusammen. Seither werden Fasnachtseröffnung, der Schmutzige Donnerstag, der Kindernachmittag und die Fasnachtsverbrennung in der Kernstadt unter Federführung der Lahrer Narrenzunft miteinander organisiert und abgehalten.

Im Jahr 2004 stellte Udo Marrek sein Amt als Oberzunftmeister in der Lahrer Narrenzunft zur Verfügung. Der bisherige Zunftmeister Johannes Ruf übernahm das Amt des Oberzunftmeisters. Neuer Zunftmeister wurde der bisherige Zunftkanzler Ralph Jörger. Ihm folgte im Amt des Zunftkanzlers Sabine Krajnc-Groß. Gerlinde Zielke gab in der Hauptversammlung der Grusilochzottli 2008 das Amt als Zunftvogt an Karin Becherer-Atoui ab. Nach der Kampagne 2009 legte Ralph Jörger sämtliche Posten innerhalb der Lahrer Narrenzunft ab. Somit musste in der Jahreshauptversammlung 2009 ein Nachfolger für das Amt des Zunftmeisters der Lahrer Narrenzunft gefunden werden. Karin Becherer-Atoui wurde in der Jahreshauptversammlung zur Zunftmeisterin der Lahrer Narrenzunft gewählt. In den vergangenen Jahren hatte die Lahrer Narrenzunft einige großartige Zunftabende und Umzüge in Lahr veranstaltet. Das Votum beim Konvent in Weil a.Rh. zur Ausrichtung des 23. Narrentages 2013 war für die Lahrer Narrenzunft eine Ehre und Verpflichtung. 

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